Freitag, 16. Juli 2010

Cusco - Andahuaylas 355 km - Allein in den tiefen Anden und den laengsten Paessen

Hallo,
nach dreiwoechiger Pause bin ich in Cusco alleine Richtung Huaraz aufgebrochen, wobei ich es langsam angehen lassen wollte. Das mit dem langsam angehen ist durch die hohen Anden nicht so einfach.
Anfangs bin ich aus Cusco die steilen Strassen hoch zur kleinen Passhoehe ziemlich gekeucht und ich merkte dass ich etwas an Kondition waehrend meines "Fahrradurlaubes" verloren hatte.
Doch schon bald wurden die Muehen entschaedigt und bei einer rasenden Abfahrt konnte ich die unglaubliche Landschaft der Anden zum erstenmal richtig bewundern.
Tiefe, gruene, terrassierte Taeler und im Hintergrund der kegelfoermige Eisriese Nevada Salcantay mit 6271m. ( tja Matterhorn da kannste dich warm anziehen )
In den letzten 5 Tagen bin ich fast nur kopfschuettelnd gefahren. Zum einen weil die Landschaft und die Ausblicke eine kaum beschreibbare Schoenheit bieten und zum anderen weil die Paesse in den Anden unendlich scheinen. Dies sind Dimensionen wo das Stiftser Joch einem Sonntagsausflug gleicht.
Am ersten Tag habe ich nach 105 km ( 50 km Abfahrt ) in einem Hospedaje, was wohl schon bessere Zeiten erlebt hatte, uebernachtet.
Bei meinem ersten Pinkelgang schaute ich mal auf mein Rad und bemerkte ein etwas verformtes Hinterrad.
Was ist den dass ? Ne ein Platten kann bei mir doch nicht vorkommen ! Doch es war tatsaechlich ein platter Hinterrad. Dann noch hinten ! Natuerlich konnte ich so nicht weiterschlafen und ich habe dann im Zimmer den Schlauch geflickt. Waehrend ich das Rad flickte war natuerlich Licht an, was unendliche Muecken durch das offene Fenster angelockt hatte. Die Lampe war mittlerweile fast schwarz vor Muecken und ich ahnte schon schlimmes. Leider kam es so wie vermutet und ich habe morgens bei ca. 25 Stichen an nur einem Unterarm aufgehoert zu zaehlen. Doch nun ging es erstmal hoch auf den naechsten Pass bevor es nach Abancay runter gehen sollte. Hier sollte ich zum erstenmal einen richtigen Andenpass spueren. Von ca. 1950 m im Tal auf 3950m hinauf zur Passhoehe. Immerhin noch auf Asphalt schraubte ich mich hoeher und hoeher. Es ist wahnsinn wie hier die Strassen gebaut wurden. Da fuehle ich mich definitiv sicherer auf dem Rad als im Bus. Nach undendlichen Kehren und weiteren Taelern spuerte ich dass ich den Pass heute nicht mehr schaffen kann. So habe ich nach 44 km auf ca. 3700m an einer schoenen ausgesetzten Stelle gecampt. Die Spaghettis haben wiedermal richtig gut geschmeckt. In der Nacht habe ich dann zum erstenmal die Folgen der Mueckenstiche gespuert und ueberall spuerte ich Juckreize was mir ein bischen Schlaf gekostet hatte.Nach einem guten Cafe ging es am Morgen weiter dem Pass entgegen. Doch er kam einfach nicht naeher. Nach jeder Kehre dachte ich es geht runter doch man sieht die Strasse weiter dem Horizont entgegenschrauben. Doch irgendwann musste es passieren und nach 65 km konstantem bergauf erreichte ich mit 3950m die Passhoehe. Nun ging es in einer rasanten Abfahrt wieder 2000hm runter nach Abancay. Ich habe in Abancay nicht halt gemacht und bin gleich weiter Richtung Andahuaylas. Um nach Andahuaylas zu kommen muss man zwei Paesse ueber 4000m ueberwinden. Waehrend der Abfahrt nach Abancay kann man schon die unendlichen Kehren auf den 4150m hohen Abra Huayllaccasa sehen - durch den Kopf geht dann nur noch "Wahnsinn !". An der tiefsten Stelle zum Aufstieg auf den Pass erreiche ich an der Bruecke ueber den Rio Apurimac 1950 m ( d.h. 2200hm bis zum Pass ). Das Salz in der Suppe ist der nun fuer ca. 550 km endente Aspahlt und ich muss mein Rad mit ca. 40 kg ueber Schotterpisten rauf und runter kurbeln. Ach ja und noch ein bischen Andenwinde im Gesicht. Ich schaffte es noch auf ca. 2200m und baute meine zweite Campnacht auf einem Kartoffelfeld auf. Um zum Kartoffelfeld zu kommen musste ich durch eine Kaktusmauer, was sich noch raechen sollte. Irgendwie dachte ich hoffendlich liegen da keine Kaktusnadeln auf dem Boden und habe mal vorsichtshalber die Radmaentel untersucht und bin leider im Hinterrad fuendig geworden. Also wieder Hinterrad raus flicken und so weiter. Mittlerweile war es schon dunkel und die 2. Flickaktion und das Kochen wurde im dunkeln
beendet.
Der naechste Tag sollte wohl einer der anstrengesten auf der ganzen Reise werden. Ueber nicht endenwollende Kehren schraubte ich mich ueber teilweise ziemlich versandete Piste nach oben. Dabei war es noch im unteren teil sehr warm und der Schweiss floss in stroemen. Immer wieder wollte ich runter in den 1. Gang schalten doch ich war schon im 1. Gang.
Beim alleine Reisen ist es fuer mich sehr angenehm mit dem MP 3 Player Musik zu hoeren. Das motiviert und die Strapazen des Aufstieges werden etwas ueberspielt. Zudem fuelt man sich nicht ganz so alleine wenn Udo Lindi "Woody Wodka" oder "Alles klar auf der Andrea Dorea" singt.

Je hoeher man kommt umso atemberaubender wird die Landschaft. Ich habe in Suedamerika schon wirklich tolle Landschaften gesehen aber das hier raubt mir, neben der duennen Luft, den Atem. Unfassbar was die Erde an Schoenheit zu bieten hat. In dieser Abgeschiedenheit der Anden komme ich immer wieder an Doerfer vorbei, wo ich mit Adleraugen beobachtet werde. In einem Bauernhaus kaufe ich Wasser. Im gleichen Raum werden ein paar Kartoffel und Mais sortiert. Zudem wird dem Kleinkind der Bobbes geputzt. Dann fragt mich die alte Frau, wo jedes Jahr ins Gesicht gemeiselt scheint, warum ich mit dem Fahrrad hier hoch komme. Ich glaube die ersten 10 Sekunden wusste ich keine Antwort bis ich zu einem belanglosem "me gusta bicicletta" kam. Einige Menschen hier oben halten mich wohl fuer einen Bekloppten. Die Kinder bruellen mir Gringo nach oder rennen hinterher. Manchmal fuehlt man sich wie ein Auserirdischer, welcher nicht willkommen ist in deren Land.
Nach 6,5 Stunden reiner Fahrzeit war die Passhoehe nicht erreicht und ich hatte meine 3 Nacht im Zelt auf ca. 3900m.
Das campen in Dieser Abgeschiedenheit mit der grandiosen Aussicht sind schon besondere Momente. Trotzdem wollte ich am naechsten Tag unbedingt Andahuaylas und ein Zimmer mit Duische erreichen, denn neben meinen Juckreiz kaempfte ich mit vor Schweiss und Dreck verklebten Beinen, Armen und Haaren.
Morgens hatte ich wiedermal leichten Frost und der Cafe waermte mich wohlig auf. Doch sobald die Sonne erscheint kann man zumindestens bergauf im T-Shirt fahren. Es kann nicht mehr weit sein bis zum Pass, bin ich doch schon auf 3900m. Fragt man Bauern oder Strassenarbeiter:" Wie weit ist es noch bis zum Pass", bekomme ich immer Zeitangaben welche sich auf Bus oder Auto beziehen. Dann sage ich:" Aber wie du siehst bin ich mit dem Fahrrad unterwegs",  und nach kurzem ueberlegen verdoppeln die dann einfach die Zeit ( was nie stimmen kann ! ).
Mittlerweile spuerte ich die duenne Luft auf ueber 4000m. Nach weiteren 10 km dann endlich der Pass und nach einer kurzen Gegensteigung ging es ca. 40 km ueber teilweise uebelster Ruettelpiste runter nach Andahuaylas wo ich mir ein ordentliches Zimmer mit heisser Dusche goennte. Andahualyas ist eines der aermsten Gegenden in Peru und wird von Landwirtschaft (meist  Kartoffeln u.Mais ) gepraegt.
Nun nach 6 Tage alleine reisen tut ein bischen Stadt ganz gut, zumal es auch teilweise eine psychische Belastung ist sich alleine durch die Anden zu schlagen.

Der naechste Abschnitt nach Ayacucho ( 270KM ) fuehrt wieder uber zwei Paesse mit ueber 4000 m ( 4400m )
Morgen geht es weiter

Viel Stoff aber auch viele Erlebnisse und Eindruecke

Euer Falko rastlos

kurz hinter Cusco

Muhh wer bis Du ?

im Hintergrund der Eisriese Nevada Salcantay 6271m

Felder, Berge, Eisriese


da hoch ist auch nicht einfach

die Fotoposition wird man noch oefters sehen

2000 hm Abfahrt - das Tal ist noch lange nicht in Sicht

unten angekommen eber den Rio Apurimac

das Rad will auch mal auf ein Foto

und der Fahrer - aus dem Rio Apurimac wird mal der maechtige Amazonas

die 1. naechtliche Flickaktion

so etwas faules aber verdammt suess- leider wird werden aus vielen Hunden wahre Bestien, welche mich als Radler oft anfallen - meist helfen leider dann nur ein paar Steine

immer weiter nach oben

1. Zeltnacht auf 3700m

fast auf Augenhoehe mit den Wolken

das Vieh muss auf die Weiden

auf 3950m mit Blick in das 2000m tiefer liegende Abancay

runter ueber waghalsige Kehren


traumhafte gruene Landschaft


hier in der Hitze des Tales habe ich das Zelt und Schlafsack getrocknet und eine Cola getrunken

unten auf 1950m und der Beginn des naechsten Passes und Ende des Asphaltes

toller Blick auf das gruene Tal von Abancay

schon ziemlich KO

die 2. Flickaktion - es reicht

einer der haertesten Tage bisher

immer hoeher und schwindelfrei dazu

Mittag an einem verlassenem Bauernhaus


ein kleiner Abschnitt des endlosen Aufstieges

ja sind wir hier bei Herr der Ringe ? fehlt nur noch die Liv Taylor ! ne die ist ja in Grossenlueder und wartet auf mich

dem Himmel entgegen


trotz Hoehe immer wieder gruene Wiesen

kleiner Quergang

im Hintergrund derVulkan Ampay mit 5225m



3. Zeltnacht auf 3900m - es wird kaelter

am naechsten morgen - man.. der Bart braucht mal ne Dusche


das Bergdorf Kishuara - hier bin ich der Auserirdische

und die Landbewohner auf dem Weg zu den steilen Kartoffelfelder


im Steinbruch und schon recht verstaubt

auf der Abfahrt nach Andahuaylas - viele Kartoffelfelder

und nach 5 Tagen einsame Berge wieder Zivilisation die Plaza von Andahualyas

Das war jetzt ein grosser Blog ich hoffe es hat Euch gefallen


2 Kommentare:

  1. Hola Falko, tolle Bilder. Werde morgen, auf deinen Spuren folgen. Mir brennen jetzt schon die Beine... Sueret Chrigi

    AntwortenLöschen
  2. ..super Fotos Falko; ach ja, den Bart am besten abrasieren - juckts nicht so!
    grüsse Didi

    AntwortenLöschen