Guten Tag hier ne,
nach einem kleinem Fruehstueck ging es gegen 8:00 Uhr los auf die schwere Etappe nach Ayacucho.
Die ersten 10 km bis Talavera waren noch asphaltiert und auser das der Himmel mit dunklen Wolken verdeckt war fuehlte ich mich gut.
Dann in Talavera die grosse Frage wie geht es nach Uripa bzw. zum Pass Abra Saracchocha mit 4150m.
Auf der Karte waren zwei Strassen eingezeichnet eine Haupstrasse und eine Nebenstrasse aber beide nicht asphaltiert.
An einer Kreuzung habe ich ein paar Jugendliche angesprochen, welche Strasse den ueber den Pass fuehrt. Nun, aus ein paar Jungendliche wurden schnell das halbe Dorf und ohne Witz eine hitzige Debatte entbrante welche Strasse den besser und schneller war. Der leidtragende war allerdings ich und ich habe mich letztendlich fuer die Aussage des Dorfaeltesten entschieden und bin rechts Richtung Rio Pampas der Nebenstrasse folgend abgebogen. Bis heute weiss ich nicht ob Dies die Strasse ueber den Pass war, denn auf meinem Hoehenmesser waren auf Passhoehe gerade ca. 3900m angezeigt.
Ich war mir also unsicher ob ich ueberhaupt auf der richtigen Piste fahre. Zudem wurden die Wolken immer dunkler bis es auch anfing leicht zu regnen. Der Tag hatte also nicht gerade entspannt fuer mich begonnen. Die Piste war teilweise sehr steil, sodass ich zweimal kurz vom Rad bin. Immer wieder fragte ich mich dass kann doch nie die Strecke laut Radbuch sein. Hier fuhren keine Lastwagen oder Personenbusse wie auf der anderen Strecke. Ab und zu kamen Collectivobusse wo ich mich nochmal vergewisserte das die Piste nach Ayacucho fuehrte ( viele Wege fuehren nach Rom ).
Der Tag sollte fuer mich nicht nur physisch sondern auch psychisch eine Herausforderung werden.
Neben der Unsicherheit der Wegfindung und des schlechten Wetters war die Begegnung der in diesem Teil sehr armen Menschen an der Strasse fuer mich recht unangenehm. Wenn ich durch ein Dorf kam sind die Menschen vor die Haustuer und haben mir nachgeschaut. Da kommt der Auserirdische mit einem mit Gold beladenem Raumschiff. Ja ich fuehlte mich oft fehl am Platz mit meinem Rad und Ausruestung was soviel kostet wie hier das ganze Dorf im Jahr nicht verdient.
Oft liest man von Touristen auch Radtouristen, welche doch so gern das wirkliche Peru kennen lernen wollen. An diesem Tag habe ich oft die Erfahrung gemacht dass Diese Einheimischen sich vor mir fuer Ihre Armut geschaemt haben und oft Ihr Gesicht von mir gewendet haben. Wenn ich die Indigenas freundlich gegruesst habe, haben Diese mir oft ein paar Schimpfwoerter nachgeschmissen und ich solle weiterfahren. Drei Kinder treiben die Kuehe und Schaafe von der Weide. Die beiden aeltesten drehen ihr Gesicht von mir nur der kleinste bleibt erschrocken stehen und starrt mich an bis die Schwestern rufen er solle sich nicht mit mir unterhalten.
Ich sage mir in solchen Gegenden habe ich nix zu suchen, da es meiner Meinung nach ein Belustigung auf Kosten der armen Menschen gleicht. Das moegen Andere gern anders sehen.
Auch habe ich die Erfahrung gemacht das ich als Aleinreisender viel oefter angesprochen werde.
An diesem Tag war ich allerdings froh als ich endlich die besiedelte Gegend verlassen hatte und fuer mich Ruhe fand.
Die Ruhe fand ich nach ca.1700hm in einem kleinem Waldstueck auf 3700m, wo ich mich richtig versteckt hatte.
Der naechste Tag sollte eine 180 Grad Wendung bezgl der Menschenkontakte nehemen. Am Morgen ging es weiter nach oben und irgendwann bei ca. 3900 m an einer Kreuzung ging es runter in ein Tal. Da doch der Pass mit 4150m angegeben war kam wieder die Unsicherheit ob ich richtig bin. Wieder habe ich gewartet bis ein Auto kam und Dieses bestaetigte mir das jenes Tal Richtung Ayacucho fuehrt. Na gut also endlich runter. Als ich dann in Uripa, einer Kleinstadt in den Bergen, angekommen bin wusste ich jetzt bin ich richtig. Am Morgen hatte mein Feuerzeug den Geist aufgegeben und ich konnte kein Wasser koechen. Somit habe ich in Uripa erstmal zwei Feuerzeuge gekauft. Hier waren die Menschen nicht so scheu und offener zu mir und viele haben freundlich gegruesst.
Dann aber immer weiter hinunter ins 2000m tiefer liegende Tal. Vorbei an Chincheros ein Dorf mit Hostales, aber es war noch frueh und ich wollte weiter.
Ploetzlich winken mir ein paar Jugendliche zu, welche an einer Strasse ein paar Bier trinken ( es war Sonntag und viele machen da Picknick ) Kaum hatte ich Hola ausgesprochen hatte ich schon ein Glas Bier in der Hand. Hat auch ganz gut getan bei der Hitze. Ich fuehlte hier waren die Menschen ganz anders befand ich mich doch mittlerweile wieder auf der Haupstrasse, wo einfach mehr LKW und Buss Verkehr und somit Menschenverkehr herrscht.
Dann ging es lange am fruchtbaren Rio Pampas Tal entlang. In einem Dorfladen kaufte ich mir ein Eis und ne Cola, wobei es mir richtig Spass gemacht hatte den Laden zu unterhalten. Besonders die Chicas sind sehr an dem weissen Gringo mit dem komischen Bart interresiert und kichern vor sich hin. Das sind mal keine unangenehme Erfahrungen. Immer wieder stellt man mir die selben Fragen: Woher ich komme und wohin ich will. Aus welchem Land ich komme. Habe ich auch Familie mit Kindern. Warum mit dem Rad und nicht mit Bus. Was kostet das Rad. Wie lange bin ich in Peru. Was kostet ein Flug nach Deutschland.
Bei der Bruecke ueber den Rio Pampas habe ich 2050m, dies bedeutet ein Anstieg um 2400hm auf 4400m dem Pass Huamina.
Ich bin noch bis ca 2800m gefahren und habe auf einem schoenem Wiesenstueck mein Zelt aufgebaut.
Auf dem Weg dahin hat ein alter Mann mir die Hand gegeben und gefragt wohin ich wolle. Als ich sagte Ayacucho ging er in die Hocke und sauste mit seiner flachen Hand steil nach oben. Dann hielt er sich die Hand vor den Kopf als woller er mir sagen tu es nicht. Natuerlich habe ich es getan, aber ich sollte noch oefters an die Geste des alten Mannes denken. Dann haelt ein Auto neben mir und der Fahrer gibt mir eine Apfelsine und Schokolade.
Kaum hatte ich das Zelt aufgebaut und angefangen Spaghetti zu kochen kam ein Bauer mit seinem Sohn auf mich zu.
"Kein Problem du kannst hier natuerlich zelten". Beide setzten sich zu mir und wir unterhielten uns mit Haenden und Fuessen waehrend ich Spaghetti kochte. Antonio, so der Name des Bauern, fragte mir Loecher in den Bauch und wollte auch von den Spaghettis haben. Ich habe Ihm gern was abgegeben auch wenn mein Magen knurrte.
Am naechsten Morgen kam er dann nochmal mit beiden Soehen und hat mit grossen Augen zugeschaut wie ich das topmoderne Hilleberg Zelt abgebaut habe. "Me gust tu tjenda". Tja am liebsten wollte er das Zelt behalten aber das geht ja nicht. Ich habe dem kleinem ne Cola geschenkt und Antonio hat Gruesse an den lieben Dios gesendet.
Jetzt aber der ewig lange Aufstieg nach oben. Hier muss man die Gedanken an das wielange noch komplett ausschalten und einfach daemmeln. Umso hoeher man kommt umso weniger besiedelt und umso scheuer die Menschen. Aber es ist schon unglaublich das in Hoehen von 4300m noch Menschen in dem kargen Land leben und ueberleben koennen.
Nach 6,5 Stunden habe ich dann das Hochplateau erreicht und auf 4350m mein bisher hoechstes camp mit Rad aufgebaut. Ich habe schnell gekocht, denn sobald die Sonne unterging wurde es bitterkalt. Hier oben fuehlte ich die Ruhe die ich brauchte.
Wie erwartet hatte ich am Morgen starken Frost mit Minus 10 Grad. Ein heisser Cafe und zwei Muesliriegel mussten genuegen und es ging weiter nach Ayacucho. Ich hatte nur noch ca 1 L Wasser und wusste nicht so recht wie weit es noch bis nach Ayacucho ist. Fuer eine weitere Nacht wurde es nicht reichen. Das Hochplateau schien kein Ende zu nehemen und so langsam macht ich mir etwas sorgen. Essen hatte ich genug auch Trockennahrung und eine Nacht ohne Wasser muss auch mal gehen, dachte ich mir schlieslich
Mittlerweile merke ich auch etwas die Hoehe, wobei ich mich beinahe schwebend auf dem Hochplateau dahingleiten fuehlte.
Auf der Strecke habe ich dann Vermessungstechniker getroffen, welche mir versicherten dass es nicht mehr weit bis zum Abstieg nach Ayacucho ist. Als dann noch ein Mitarbeiter mir eine Flasche Wasser schenkte war wieder alles im Lot. Die Fahrt fuehrte letztendlcih ca. 50 km auf einer Hoehe zw. 4200 und 4400m bevor es runter nach Ayacucho ging. Die Abfahrt nach Ayacucho werde ich allerdings auch nicht so schnell vergessen. Von wegen Abfahrt wie im Flugzeug. Die Strecke war mit das uebelste was ich bisher unter die Raeder bekommen hatte und mit grossen Steinen und Loechern uebersaet. Ich war froh ohne Platten oder Speichenbrueche in Ayacucho angekommen zu sein.
Die Strecke wird zur Zeit ausgebaut und soll in 2 Jahren komplett asphaltiert sein. Die Strecke ist das reinste Baustellengleis und es wimmelt nur so von Bauarbeitern. Uebrigens haben die Bauarbeiter bei mir den Preis freundlichste Menschen in Peru gewonnen. Immer winkend und freundlich und ein paar Sprueche auf Lager.
Nach 44 km Abfahrt habe ich Ayacucho erreicht. Ayacucho ist eine sehr schoene Stadt mit gut erhaltenen Kolonialgebaeuden und einer sehenswerten Plaza. Noch vor wenigen Jahren war Ayacucho und Umgebung von der Aussenwelt isoliert. In dieser schwer zugaenglichen Gegend der Hochanden fanden Guerilla Ihren Naehrboden. Der " leuchtende Pfad", so der Name der Terroreinheit hatte in den Jahren 1983 bis 2000 fast 70000 Menschen auf dem Gewissen. Heute hat sich die Lage Gott sei Dank wieder entspannt. Ayacucho ist auch bekannt als die Stadt der Kirchen. So gibt es hier unglaubliche 36 Kirchen mit tollem Prunk.
Ja Leute fuer mich geht die Radreise langsam zu Ende. Ich werde in 3 Tagen mit dem Bus nach Lima fahren und dort zwei Naechte verweilen. Dann geht es auch mit Bus nach Huaraz wo ich unter anderem den Alpamayo mit 5950m besteigen moechte. Dies ist ein Wunsch von mir und soll den kroenenden Abschluss einer unglaublichen Reise durch Suedamerika werden.
Ich hoffe es hat Euch gefallen mit mir durch Suedamerika zu radeln, zu schwitzen, zu lachen, zu denken und zu staunen.
Vielen Dank an Alle welche Interesse an etwas Ausergewoenlichem zeigen und besonders den Kommentaren und vielen emails an mich.
( Didi dir gebe ich in 4 Wochen im Uetze auf jedenfall ein Bier aus ne - du bist ja auch so ein reiseinfizierter)
Der Blog ist noch nicht beendet so werde ich noch von Lima und der Expedition auf den Alpamayo berichten
bis dann Euer Falko rastlos ( Bilder kommen noch )
auf der Nebenstrasse
entlang des Rio Pampas - bin ich richtig ?
es macht zudem zu
kaum Sicht und Nieselregen - na toll und recht skeptischer Blick
sehr steile Piste am Anfang - die Wolken sind etwas nach oben gezogen
kurze Rast
kleines Dorf - Fotos von Menschen habe ich keine gemacht
auch die Ziegen sind schwindelfrei
im Wald versteckt nach einem anstrengendem Tag
runter Richtung Uripa
das Tal ist noch lange nicht erreicht
Uripa
der Rio ist in Sicht
Rio in der Trockenzeit
Hier in der schwuelen Hitze wird der Fluss ueberquert auf einer Hoehe von ca. 2000m
besiedeltes Gebiet auf der anderen Seite der Bruecke
dann durch Diesen Canyon
vorbei an Diesem komischen Affenbaum
auf Dieser Wiese hat mich dann noch Antonio mit seinen Soehnen besucht
am naechsten Morgen weiter nach oben
gut eingekesselt
Bilderbuchdorf mit Wiese als Plaza
Weitsichten
schoene Strassenfuehrung
wieder ein Bergdorf
weiter oben nur noch vereinzelte Gehoefte
fast auf 4000m
die Luft wid duenner
dem Himmel entgegen
gewaltige Dimensionen - das Dorf liegt auf 3300m Die Aufnahme fast 1000 hm hoeher
das Hochplateau ist am spaeten Nachmittag erreicht 4300m
auf 4400m bei Sonnenuntergang
am naechsten Morgen -10 Grad und Frost
weiter auf dem Hochplateau 50 km zw. 4250 m und 4450 m
auf 4500m ueberleben Menschen - aber Sie verstecken sich
Lagunen mit Pferde und Kuehe
eine scheue Herde Wildpferde
was gibt es da zu grinsen ? das wird Dir noch vergehen du Rotkopp
auch hier Zeichen von Menschen
schon im Abstieg - trockenen von Zelt und Schlafsack aufgrund des Frostes in der Hoehe
kurz vor Ayacucho - ein gewaltiger Canyon
Immer wieder Bauarbeiter. Hier ist die Piste schon gewalzt und gut befahrbar - das waren leider nur die letzten Meter
Ayacucho mit Plaza und Kadethrale
Diese riesigen Holztueren sieht man ueberall
In Ayacucho gibt es tolle Innenhoefe aus der Kolonialzeit
typisch Diese Balkone
der Innenhof meines Hostales - sehr gruen und schoen zum entspannen
auch im Hostal
meine Lieblingskneipe - hier hat es gut geschmeckt
nochmal Motorrikscha fahren - gut abgeschrimt der junge Mann
ein Holzaltar in einer der zahlreichen Kirchen
auf meiner Fahrradabschiedstour zu einer Hoehle - hier Kaktusfelder
die Kaktusfelder liefern Diese Frucht. Antonio hat mir eine zum essen geflueckt. Naja viele Kerne aber nicht uebel
zum Aufstieg zur Hoehle musste ich meinen treuen begleiter fuer fast 6000km zuruecklassen
Aussicht vor der Hoehle
in der Hoehle
hier soll es 15000 Jahre alte Zeichnungen geben. Der Witz ich habe keine gefunden. Manchmal ist es wohl besser an einer Fuehrung teilzunehmen
auf dem Rueckweg nach Ayacucho habe ich am Strassenrand Diesen Schutzengel gesehen. Irgendwie passt Dies zum Schluss der Fahrradreise. Er hat gut auf mich aufgepasst. Jetzt brauche ich noch einen fuer das Bergsteigen, aber der wird sich auch finden da bin ich mir sicher